27.06.2018
Der Blinde Fleck der Entscheidungsautonomiekonzepte
Wenn Sie sich von gehypten Konzepten wie „Selbstorganisation“, „Holokratie“, „Fluide und Agile Organisation“ etc. nicht zu sehr beeindrucken lässt, werden Sie feststellen, dass hinter all diesen Begriffen ein zentrales Merkmal zu finden ist: ein Lösungsvorschlag um Strukturen im Unternehmen einzurichten, der eine Verlagerung der Entscheidungs(all)macht an der Spitze, hin zu einer Entscheidungsautonomie auf Mitarbeiterebene ermöglichen soll.
Die Hoffnung: Organisationen nützen System- oder Schwarmintelligenz und bringen die unternehmerische Leistungen effizienter, innovativer, schneller und anpassungsbefähigter hervor.
Der blinde Fleck dabei ist der Weg dorthin: Das Entwickeln dafür geeigneter (menschlicher) Fähigkeiten und Fertigkeiten, das sich Herantasten an dafür erforderliche Haltungen, das Verlernen und Neulernen von Prozessmustern aller Organisationsmitglieder (Führungskräfte wie MitarbeiterInnen) wird außer Acht gelassen.
Wege zur eignen und neuen und funktional sinnvollen Organisationsform erfordern jedoch
- Kompromisslose Reflexion (Vertrauenskultur ausweiten)
- Mut und nachhaltige Initiative (Grenzüberschreitungen im Denken fördern)
- Professionalität des Nichtwissens (Eigene Formen und Wege finden)
- Nehmen von Risiko (Scheitern dürfen), um überhaupt Neues hervorbringen zu können
- Abschied von Ideologien (Hierarchie und Selbstorganisation sind per se weder gut noch schlecht)
Es gilt den Weg zu entdecken, die neue Form zu (er)lernen - einkaufen kann man es nicht.
Josef M. Weber