08.02.2018
Architekturen der Erneuerung
Entwicklungsgeschichtlich betrachtet haben sich Unternehmen aus einem ursprünglich auf Stabilität und Dauer ausgerichteten (sozialen) Gefüge in einen Prozess des "dauerhaften Organisierens" hinein entwickelt. Die Fähigkeit, sich schnell auf veränderte Anforderungen einzustellen, ist zur wichtigsten Kernkompetenz von Unternehmen geworden.
Zwei Organisationsarten mit unterschiedlichen Erneuerungsausrichtungen sind dabei zu beobachten:
(1) Organisationen, die „gezwungener Maßen“ - also um Krisen zu bewältigen - daran gehen, sich neu aufzustellen, nach Lösungen für Ihre Probleme suchen, Kulturwandel einleiten etc.. Sie bedienen sich des Change-Managements, das aus der Notwendigkeit heraus radikale Transformationen und Veränderungen einleitet.
Grundlogik: reaktiv. Fokus: Lösen von Problemen und Abwenden von Gefahren. Ziel: Wiederherstellen eines stabilen und möglichst standardisierten (Erfolgs-)Zustandes.
(2) Organisationen, die in ihren Organisationsprozessen verankert haben, sich grundlegend zu hinterfragen. Dieses "sich in Frage stellen" erfolgt kontinuierlich, gerade auch in Phasen des Erfolgs und Gelingens.
Grundlogik: selbst bestimmend. Fokus: Schöpferische Zerstörung. Ziel: Entdecken und Herbeiführen einer neuen bisher nicht vorstellbaren Situation (Organisationsstruktur, Geschäftsmodell, Kultur, Markt…)
Im zweiten Fall handelt es ich um kontinuierliche Selbsterneuerung. Sie funktioniert nach völlig anderen Regeln und Grundsätzen als klassisches Change-Management. Führung versteht sich dabei als Architektin von Erneuerungsprozessen, MitarbeiterInnen als Impulsgeber für Veränderung und die Kultur ist geprägt vom Aufrechterhalten kreativer Spannung.
Josef M. Weber